Dicker Turm
Die Ratinger Stadtmauer umschloss im späten Mittelalter den kompletten Stadtkern, zusätzlich gab es zum Schutz in einigen Bereichen noch einen breiten Wassergraben, der über einen Kanal mit dem Sandbach verbunden war. Die vier Stadttore erfuhren eine zusätzliche Sicherung durch mindestens 15 Wach- und Beobachtungstürme. Hiervon sind noch drei erhalten. Insbesondere am Dicken Turm, dem wahrscheinlich Größten der Ratinger Türme, urkundlich schon 1646 als »Dicker Torn« bezeichnet, ist die Ausdehnung und Anlage des Stadtgrabens sehr anschaulich zu erkennen.
Er wurde in den 1930er Jahren nach historischem Vorbild und in den originären Ausmaßen - einschließlich Wasserfläche und entsprechender Holzbrücke zur Querung - wieder angelegt. Dabei hätte den Turm fast das Abbruchschicksal ereilt, denn er sollte nach dem Willen der Stadtoberen schon 1901 geschliffen werden, um Platz für eine fortschrittliche Stadtentwicklung zu schaffen. Dankenswerterweise wurden diese Pläne von Landrat und Landesregierung gestoppt.
Bei Renovierungsarbeiten in den 1980er Jahren stockte man die Außenmauern wieder auf, der Dicke Turm blieb jedoch weiterhin oben offen. 2009 schloss der Heimatverein Ratinger Jonges eine neuerliche Restaurierung des Bauwerks ab, wobei es auch einen Ausbau im Inneren erfuhr und endlich das langersehnte, wenn auch flache Dach bekam. Durch geschickte Anlage eines Dachfensters sowie in den Böden der jeweiligen Geschossebenen eingelassene Glasplatten ist eine komplette Durchsicht möglich. Die kleine Gartenanlage des Stadtgrabens lädt zum romantischen Spaziergang.