Barocktour auf Baumeister Stengels Spuren
Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau und dessen Sohn Ludwig bauten Saarbrücken im 18. Jahrhundert zu einer blühenden Barockstadt aus. Ihr Hausarchitekt: der aus Sachsen stammende Friedrich Joachim Stengel. Dieser hatte nach seinem Studium in Berlin und nachfolgenden Studienreisen nach Italien weitere Erfahrungen in Fulda und Gotha sammeln können. Grafen Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken holte ihn an die Saar und ermöglichte ihm weitere Studienreisen nach Frankreich. Nachdem er Paris und Versailles besichtigt und in Kontakt mit den modernen Architekten Frankreichs gekommen war, fing er an, das Saarbrücker Stadtschloss samt seiner Nachbarschaft nach französischem Vorbild umzubauen. Hauptgebäude, umliegende Häuser und Schlossgarten wurden neu geplant und gebaut. Kurz darauf begann er sein Hauptwerk in Saarbrücken: Die Ludwigskirche zählt heute zu den bedeutendsten Barockkirchen Deutschlands.
An so ziemlich allen wichtigen Bauwerken legte er Hand an: Bei der Renovierung der gotischen Stiftskirche verpasst er ihr eine barocke Turmhaube, er entwirft den Marktbrunnen, viele Wohn- und Verwaltungshäuser und sogar die katholische Basilika Sankt Johann. Bei all diesem Wirken, baut er nicht nur Einzeldenkmale, sondern ist auch stadtplanerisch tätig: Die beiden Nachbarstädte Sankt Johann und Saarbrücken auf beiden Seiten der Saar verbindet er mit dem "Stengelschen Dreieck". Die wichtigsten Bauwerke - Ludwigskirche, Schloss, Marktbrunnen - ordnete er in einem großen Dreieck an, das sich über beide Städte, über die Saar hinweg, erstreckte. Es dauerte bis zum Jahr 1909, dass diese architektonische Verbindung auch politisch vollzogen wurde und sich die selbständigen Städte zu Saarbrücken zusammenschlossen.
Das barocke Dreieck Stengels ist bis heute erhalten und fasst auf einem Stadtrundgang die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Landeshauptstadt Saarbrücken zusammen.