Die heimeligste Stadt des Saarlandes
Im 15.000 Einwohner-Städtchen Ottweiler kreuzen sich die Bundesstraßen B 41 und B 420. In der Rush-Hour führt das schon einmal zu Verzögerungen und genervten Autofahrern, was sich erst bessert, wenn das Nadelöhr überwunden ist und die Ortsschilder von Ottweiler im Rückspiegel auftauchen. Schade für die vertane Zeit, denn das Ortszentrum ist durchaus sehenswert, mit mittelalterlichem Stadtkern und vielen Einzeldenkmälern, die man bei einer der vielen Ortsführungen entdecken kann.
Ottweiler entwickelte sich urkundlich belegt ab dem Jahre 871 um ein Kloster herum. Schnell beeinflussten die Mönche das Umland und zogen die Menschen an. Zu ihrem Schutz entstanden später Burg und Stadtmauer. Als Ottweiler im Jahre 1550 von Karl V die Stadtrechte verliehen bekam, stieg es unter den Grafen von Nassau-Saarbrücken zur Residenzstadt auf. Nach einer kurzen Blütezeit begann der Einfluss des Klosters zu sinken: Die Reformation hatte die Saar erreicht. Zum Glück hielten die Grafen an Ottweiler fest: Ein Schlossneubau wurde in Angriff genommen. Mehrere Renaissancebauten und Fachwerkhäuser wurden errichtet. 1763 gründete Wilhelm Heinrich von Nassau sogar eine Porzellanmanufaktur, die sich auf hochwertiges Luxusporzellan spezialisierte. Die ungewöhnlich weißen Stücke fanden aber wohl nicht genug zahlungskräftige Abnehmer, so dass die Produktion bald auf günstigere Waren umgestellt wurde. Die Produktion aus den ersten Jahren brachte jedoch einige der seltensten Stücke der Welt hervor. Sie sind heute nur noch in wenigen Museen zu sehen.
Erstaunlicherweise fanden die großen Zerstörungen des 2. Weltkrieges ihren Weg nicht so nach Ottweiler, wie in die anderen Städte des Saarlandes. Viele der ursprünglichen Häuser konnten erhalten und restauriert werden, die Stadtstruktur bewahrt werden. Deshalb bildet Ottweiler eine der bedeutendsten Stationen auf der Barockstraße SaarPfalz. Verwinkelte Gässchen und idyllische Winkel rund um den Turm des alten Bergfrieds aus dem 15. Jahrhundert laden zum Schlendern, Kneipen, Restaurants und Biergärten zum Verweilen ein.