Sankt Johanner Markt

Inspiriert von den am Reißbrett entworfenen Nachbarstädten Karlsruhe und Mannheim beschloss Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert seine Residenz zu einem barocken Kleinod auszubauen. Dazu beauftragte er den Baumeister und Stadtplaner Friedrich Joachim Stengel. Dieser hatte in seiner Lehrzeit am Wiederaufbau Mannheims mitgewirkt. Doch im Gegensatz zu Mannheim, das während des Pfälzischen Erbfolgekrieges vollständig zerstört worden war, konnte Stengel nicht auf der grünen Wiese bauen. Es galt seine Ideen mit den Vorstellungen von Fürst Wilhelm Heinrich zu vereinen, ohne die Bürger von Saarbrücken und Sankt Johann am gegenüberliegenden Saarufer allzu sehr zu belasten. Auf der linken Saarseite, der Seite des Fürsten, gelang das recht einfach. Schwieriger war die Aufgabe, Sankt Johann auf der rechten Saarseite in die Stadtplanung einzubinden.

Um einen geometrischen Grundriss hinzubekommen, verlegte Stengel den alten Marktplatz vor der Basilika an die heutige Stelle und baute dort in den Jahren 1759/1760 einen barocken Brunnen mit dem Obelisken in der Mitte. So entstand ein Dreieck mit den Eckpunkten Schloss, Ludwigskirche und Brunnen. Die Seitenlinien dieses “Stengelschen Dreiecks” waren mit Sichtachsen verbunden, die zum Teil heute noch funktionieren.

Der Stengelbrunnen am Sankt Johanner Markt hat die Jahrhunderte unbeschadet überstanden: Während der Kriege stülpten die Saarbrücker einen Spitzbunker darüber. Keine Bombe oder Kugel konnte ihm schaden. Nur der Straßenbahn musste er zeitweise um einige Meter weichen. Nach deren Abbau wanderte er jedoch an seinen ursprünglichen Standort zurück, wo er wieder seiner Funktion als beliebtester Treffpunkt am Sankt Johanner Markt nachkommt.

Rundherum im alten Sankt Johanner Stadtkern befindet sich die Altstadt mit ihren Restaurants, Kneipen, Geschäften und Biergärten. Wer ausgehen möchte, findet am Sankt Johanner Markt in Saarbrückens “guter Stube” alles, was das Herz begehrt. Das geht schon morgens los: Mehrmals in der Woche finden Bauernmärkte, wo regionale Produkte feilgeboten werden, statt. Da bleibt natürlich immer auch Zeit für einen Kaffee oder ein schmackhaftes Mittagessen, das man bis in den Nachmittag ausdehnen kann, um dann in den Abend überzugehen. Und natürlich ist der Sankt Johanner Markt auch Schauplatz und Austragungsort der großen Feste, wie Stadtfest, Weihnachtsmarkt und vielem mehr.

Trivia: Die barocken Häuserfronten ringsherum sind übrigens nicht original. Zum Besuch der Naziführung in den 1930er Jahren wollte man sich als barockes Kleinod präsentieren: In einer 14-tägigen Gewaltaktion wurden die Fassaden der Häuser rund um den Markt abgeklopft und barockisiert.