Die Schlossberghöhlen in Homburg: Ein einzigartiges unterirdisches Abenteuer
Die Schlossberghöhlen in Homburg sind die größten Buntsandsteinhöhlen Europas. Streng genommen handelt es sich dabei nicht um eine natürlich entstandene Höhle, sondern um ein von Menschen geschaffenes Bergwerk. Die Stollen wurden über Jahrhunderte in den Schlossberg gegraben, gerieten für lange Zeit in Vergessenheit und wurden erst 1932 wiederentdeckt. Seither dienen sie als beeindruckende Schauhöhle. Im Zweiten Weltkrieg fanden viele Menschen in den Gängen Zuflucht, was die Höhlen zu einem lebensrettenden Ort machte. Später wurde das System sogar um einen Regierungsbunker für das damals eigenständige Saarland erweitert.
Geschichte und Entstehung: Vom Festungsbau zur Glasindustrie
Die ersten Stollen der Schlossberghöhlen gehen vermutlich auf das 12. Jahrhundert zurück. Damals nutzten die Grafen von Homburg die Gänge als Lager- und Fluchttunnel für die darüberliegende Hohenburg.
Eine entscheidende Wende brachte das 17. Jahrhundert unter dem französischen König Ludwig XIV. Sein berühmter Festungsbaumeister, Sébastien Le Prestre de Vauban, baute die Hohenburg zu einer modernen Festung aus. Gleichzeitig trieben die Franzosen den Abbau des quarzhaltigen Sandes im Berg voran, der ein wichtiger Rohstoff für die Glasindustrie im nahegelegenen Lothringen war. Mit dem Ende der französischen Herrschaft im darauffolgenden Jahrhundert ging der Bergbau stark zurück, bis er schließlich ganz eingestellt wurde und das gesamte Höhlensystem in Vergessenheit geriet.
Erst in den 1930er-Jahren wurde zufällig ein Eingang wiederentdeckt. Bereits ab 1932 wurden die Schlossberghöhlen erstmals als Schauhöhle für Besucher zugänglich gemacht.
Die Schlossberghöhlen im Zweiten Weltkrieg: Ein sicherer Zufluchtsort
Während des Zweiten Weltkriegs dienten die Schlossberghöhlen als Luftschutzbunker für die Homburger Zivilbevölkerung. Ihre tiefe unterirdische Lage bot wirksamen Schutz vor Bombenangriffen. Bei Luftalarm zogen sich zahlreiche Menschen in die weitverzweigten Gänge zurück. Teile des Höhlensystems wurden dafür extra ausgebaut und mit Sitzgelegenheiten, Beleuchtung sowie Belüftung ausgestattet, um längere Aufenthalte zu ermöglichen. Zudem wurden hier wichtige städtische Dokumente und Ausrüstungsgegenstände sicher gelagert. Die Umnutzung der Schlossberghöhlen ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Stollenanlagen in ganz Deutschland zum Schutz der Zivilbevölkerung eingesetzt wurden.
Der Regierungsbunker in der Zeit des Saarstaates
Geprägt von den Zerstörungen der beiden Weltkriege, beschloss die Regierung des teilautonomen Saarstaates unter Ministerpräsident Johannes Hoffmann, einen Regierungsbunker in den Schlossberghöhlen zu errichten. Von hier aus sollte das Land im Falle eines erneuten Krieges regiert werden können. Die 1952 begonnenen Arbeiten wurden jedoch schon 1955 wieder eingestellt, als sich abzeichnete, dass das Saarland kein souveräner Staat bleiben würde.
Architektur und Geologie: Eine Reise in die Erdgeschichte
Das unterirdische System erstreckt sich über zwölf Etagen mit einer Gesamtlänge von rund fünf Kilometern. Besonders eindrucksvoll sind die imposanten Kuppelhallen, deren Wände in warmen Gelb- und Rottönen leuchten. Besucher können hier versteinerte Wellenmuster entdecken, die vor etwa 250 Millionen Jahren im Buntsandstein entstanden sind. Damals befand sich die Region in einer Wüstenlandschaft mit flachen Wasserstellen, deren Bodenstrukturen bis heute sichtbar sind. Auch ehemalige Sanddünen sind gut zu erkennen, und mit etwas Glück lassen sich sogar Spuren prähistorischer Reptilien finden.
Besuch und Führungen: Unterirdische Welten erleben
Der Zugang zu dieser faszinierenden Untertagewelt ist ausschließlich im Rahmen einer Führung möglich. Dabei werden rund 800 Meter des gesicherten Höhlensystems sowie der ehemalige Regierungsbunker besichtigt. Die regelmäßig stattfindenden Führungen bieten spannende Einblicke in die Geologie und die bewegte Geschichte des Ortes.
Die Schlossberghöhlen sind ein beeindruckendes Ausflugsziel für alle Altersgruppen und verbinden auf einmalige Weise Geschichte, Natur und Abenteuer.