Leuk-Stadt
Leuk-Stadt ist der Hauptort des gleichnamigen Bezirks im oberen Wallis. Zusammen mit Varen flankiert Leuk den Eingang zum Dalatal auf der rechten Rhoneseite. Von Ferne fällt Leuk-Stadt durch seine starken Kontraste auf: Auf einem Bergrücken, oberhalb des alten Stadtkerns richten die riesigen Parabolspiegel einer Satellitenfunkstation ihre Ohren gegen den Himmel. Das wäre ja alleine nichts Besonderes: Aber als der Stararchitekt Mario Botta sich Ende des Jahrtausends des Leukener Bischofsschlosses angenommen hat, stattete er seinen Turm aus romanischer Zeit mit einer mächtigen, grünlich schimmernden Glaskuppel in Kokonform aus. Ein Accessoire, das gleichermaßen unpassend, wie faszinierend wirkt und dem Stadtbild etwas Extraordinäres verleiht. Könnte da nicht ein James Bond Bösewicht residieren und die Übernahme der Weltherrschaft planen?
Beim Betreten von Leuk-Stadt fällt jedoch sofort auf, dass dieser Anblick mächtig täuscht. Statt eines Bösewichtes mit ultramoderner technischer Ausstattung findet man ein ruhiges 4000 Einwohner Örtchen vor, in dem das Leben eine gemächliche Gangart angenommen hat. Hohe, dicke Mauern und stolze Fassaden weisen auf eine reiche und alte Vergangenheit hin: Belegt sind Siedlungen aus der Steinzeit, schon von den Römern ist bekannt, dass sie an den sonnigen Hängen von Leuk-Stadt Weinbau betrieben und die älteste urkundliche Erwähnung datiert ins Jahr 515 n. Chr. Im 17. Jahrhundert dann war Leuk-Stadt größter Konkurrent der Hauptstadt Sitten und unter Führung des Landeshauptmannes Michael Mageran das Zentrum der Reformation im Wallis. Der Leuker Landsknecht, eine Figur vor der Kirche erinnert noch heute an diese Zeit.
Wenige Meter weiter erinnert eine Schautafel an den eher unbekannten Maschinenbauingenieur Alfred Barbezat, der eine Turbine entwickelte, die für eine Überlegenheit der alliierten Luftwaffe im zweiten Weltkrieg sorgte: Damit ausgerüstete Flugzeuge konnten wesentlich höher als die deutschen Flugzeuge fliegen. In deren Cockpit kam ironischer Weise ein Sohn der Stadt Leuk zu großer Bekanntheit: Fliegerass Franz von Werra, dessen Leben und Kampf 1957 im britischen Film „Einer kam durch“ auf die Leinwand gebracht wurde.
Von all dem kann der Besucher nur wenig erahnen: Freundlich präsentiert sich Leuk-Stadt mit seinen Menschen: Als wir 5 Minuten vor der Mittagsschließung die Kirche mit ihrem Gebeinhaus betreten, werden wir freudig begrüßt und die Schließung einfach verschoben, bis wir alles gesehen haben und uns verabschieden. Die Herbstsonne scheint auf die Geranien in den Blumenkästen. Golden leuchten die Blätter an den Bäumen. Lustig gluckern die Dorfbrunnen, als wir vorbei schlendern, und stolz ragen die Fassaden der mächtigen mittelalterlichen Mauern in die Höhe. Was immer sich gerade dahinter abspielt: Leuk-Stadt ist den Abstecher sicher wert.