Mirador del Rio
Eines der erfolgreichsten Werke Manriques, der Mirador del Rio, liegt weitgehend unsichtbar unter der Erde versteckt an der nördlichen Steilküste Lanzarotes. Das schmale, beidseitig mit einem Steinmäuerchen befestigte Zubringersträßchen endet auf einem einsamen Parkplatz in einer unwirtlichen Gegend. Früher, im spanisch-amerikanischen Krieg zum Ende des 19. Jahrhunderts, war hier eine Geschützstellung untergebracht, mit deren Hilfe man die enge Passage zwischen Lanzarote und der kleinen Nachbarinsel La Graciosa kontrollierte. Zweifellos hatten die hier wachenden Soldaten eines der schönsten Panoramen weltweit vor Augen. Das war wohl auch der Grund, weshalb ein Stararchitekt aus Madrid an dieser Stelle eine Ferienanlage erbauen und die Feriengäste mit Aufzügen zum 480 Meter tiefer liegenden Strand befördern wollte. Als das Projekt nicht zustande kam, verwirklichte Manrique eines seiner ersten Werke: den Mirador del Rio. Mit diesem umweltfreundlichen, fast unsichtbaren Projekt schuf er nicht nur eine der Hauptsehenswürdigkeiten auf den Kanaren, sondern schob auch allen späteren, möglicherweise landschaftszerstörenden Plänen für die Nordspitze Lanzarotes einen Riegel vor.
Unter der höchsten Erhebung, direkt über den steilen Klippen vergrub Manrique seine Kantine: eine große, weiß getünchte Höhle, wie es scheint, da kein rechter Winkel zu erkennen ist. Trotzdem ist der Raum künstlicher Natur. Ein riesiges metallenes Kunstwerk an der Decke und mit großen Panoramafenstern ausgestattet, macht der Aussichtspunkt seinem Namen alle Ehre: Der Ausblick auf die Meerenge zwischen Lanzarote und La Graciosa ist so grandios, dass der Mirador del Rio nicht nur einmal als Drehort bekannter Filme genutzt wurde. Wer nicht gerade zu den Stoßzeiten kommt, findet hier einen sehr entspannten Ort vor, wo man in chilliger Atmosphäre seinen Kaffee genießen kann.
Die Panoramaterrasse ist von der Kantine aus über Glastüren zu erreichen. Schmale brückenartige Wege verbinden einige breitere Stellen miteinander, wo man die ganze Pracht der Nachbarinseln bewundern kann. La Graciosa liegt wie auf einem blauen Tablett vor dem Betrachter, mit dem Hafen und ein paar weißen Spielzeughäuschen. Dahinter verschwinden die Inseln Montana Clara und Alegranza im Nebel. Ein Ausblick, den man sicher stundenlang genießen könnte, wenn der kräftige Wind, der hier vom Meer hochsteigt und damit beste Bedingungen für die Drachenflieger bietet, die ihren Startplatz in direkter Nachbarschaft zum Mirador del Rio untergebracht haben, einen nicht bald wieder vertreiben würde.